Spielend die Europäische Union verstehen

Spielend die Europäische Union verstehen

Junge Europäische Föderalisten an Knabenrealschule Rebdorf zu Gast

Die Jungen Europäischen Föderalisten Eichstätt besuchten kurz nach Ende der Herbstferien zwei zehnte Klassen an der Knabenrealschule Rebdorf. Ihr Ziel: Jugendliche mit der Geschichte, den Institutionen und der konkreten Relevanz der Europäischen Union vertraut machen. Nicht zuletzt, um in ihnen einen Sinn für die Bedeutung von Demokratie und Rechtstaatlichkeit – und das auch jenseits nationaler Grenzen – zu wecken. Die Jungen Europäischen Föderalisten, kurz JEF, sind mit über 30.000 Mitgliedern in 31 Ländern der größte proeuropäische Jugendverband. Sie wandeln auf den Spuren des Widerstandskämpfers Altierro Spinelli, der auf der italienischen Gefangeneninsel Ventotene in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs ein Manifest für einen föderal organisierten europäischen Staat verfasste. Auf dieser Grundlage sind seither europaweit Jugend- und Erwachsenenverbände entstanden, die sich zunächst für den Auf- und später den Ausbau grenzüberschreitender und dabei demokratisch legitimierter Institutionen eingesetzt haben. Als Nachfolger dieses Erbes treten die JEF – wie auch ihr Erwachsenenverband, die Europa-Union – bis heute als Verfechter der Vereinigten Staaten von Europa in Aktion und sind inzwischen in Brüssel ein gefragter Ansprechpartner für Fragen rund um Föderalismus, Bürgernähe und transnationale Demokratie geworden. In Eichstätt gibt es die Jungen Europäischen Föderalisten seit 2010. Mit Luisa Waschke, der aktuellen Vorsitzenden des Kreisverbands, Cedric Nappert, Yannik Bernardi, Christian Schäfer und Susanna Schmitt waren am Montag fünf ihrer Vertreter an der Knabenrealschule in Rebdorf, um dort eines der wichtigsten Projekte des europäischen Verbands auf lokaler Ebene umzusetzen: Europe@School, ein Aktionsprogramm der europapolitischen Bildung, das zu den tragenden Säulen in der Arbeit der JEF gehört. In Eichstätt wurde das Projekt von JEF-Mitglied Thomas Klöckner in Zusammenarbeit mit der Europa-Union Deutschland initiiert. „Je früher man mit jungen Menschen über Politik und Geschichte und in diesem Zusammenhang auch über Europa spricht, desto robuster wird das Fundament, auf dem unsere Demokratie steht – ob auf regionaler, nationaler oder europäischer Ebene“, sagt Susanna, die in Eichstätt in einem deutsch-französisch integrierten Master-Studiengang Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre studiert. „Deswegen sind wir heute hier. Um den Schülern grundlegendes Wissen über das Funktionieren der europäischen Institutionen, aber auch ihre Geschichte mit auf den Weg zu geben“, fügt Luisa hinzu, die neben ihrem Engagement für die JEF gerade ihren Bachelor in Politik und Gesellschaft macht. Mit den Schülern der 10a und 10d verbrachten die Studenten jeweils drei Schulstunden. Mit einem Positionslinienspiel, bei dem sich die interessierten Zuhörer zu Fragen wie nach ihrem Zugehörigkeitsgefühl – von bayerisch über deutsch bis europäisch – oder ihrem Kenntnisstand zum Institutionengefüge der EU an einer Stelle zwischen Fenstern und Wand im Raum positionieren sollten, war bereits ein guter Einstieg ins Thema gefunden. Die Mehrzahl der Jugendlichen ballte sich nach der ersten Frage zwischen Wand und Raummitte – zwischen bayerisch und deutsch also. Nur einige wenige Schüler, standen am Fenster, womit sie ihr europäisches Identitätsgefühl zum Ausdruck brachten. Ähnlich verhielt es sich bei der zweiten Frage: Die Mehrheit gab mit ihrer Position an der Wand an, bisher noch sehr wenig über die EU zu wissen. Dies zu ändern, sollte das Ziel des Vormittags werden. Zuerst wollten sich die JEFer aber einen genaueren Eindruck davon machen, mit was die Schüler Europa und die EU bisher verbanden. In einem Stehkreis, in dem sich die Schüler ein Wollknäuel zuwarfen, sich vorstellten und das erste Wort nannten, das ihnen im Zusammenhang mit Europa in den Kopf kam, fielen sehr unterschiedliche Begriffe: „Fußball“ sagte einer, „Brexit“ ein anderer. „Vielfalt“, „Sprachen“, „Zusammenhalt“, „Gemeinschaft“ und „Freiheit“ wurden von mehreren genannt. Das Wollnetz, das sich am Ende des Spiels zwischen den Schülern aufspannte, stehe im übertragenen Sinne für das Wirrwarr, als das die EU von vielen gesehen werde, so Christian, der gerade seinen Bachelor in Politik und Gesellschaft macht. „Den restlichen Vormittag wollen wir dazu nutzen, dieses Kuddelmuddel zu entwirren und euch die EU leichter verständlich zu machen!“ Es folgte ein Vortrag mit den wichtigsten Informationen zu Geschichte, Funktionsweise und Bedeutung der EU, in dem Yannik, der wie Susanna im Master deutsch-französische Politikwissenschaft studiert, den Schülern einen umfangreichen Einblick in die europäische Politik gab. Die Informationen daraus konnten die Schüler sodann in drei Gruppen rund um das Brettspiel „Legislativity“ spielerisch zur Anwendung bringen. Es imitiert den Gesetzgebungsprozess im legislativen Dreieck aus Europäischer Kommission, Europäischem Parlament und dem Rat der EU. Mit ihren Spielfiguren, die Gesetzesideen darstellen, versuchten die Spieler so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen: Die Verabschiedung ihrer Verordnung oder Richtlinie durch Parlament und Rat – entweder nach der ersten oder zweiten Lesung. „Ich denke, das Spiel hat den Schülern großen Spaß gemacht und ihnen die Funktionsweise der EU indirekt sehr gut vermittelt“, war der Mitinitiator und Lehrer in der 10d, Christofer Schweisthal, am Ende des Vormittags überzeugt. Die JEF Eichstätt bedanken sich bei der Lehrer- und Schülerschaft der Knabenrealschule Rebdorf für die gute Zusammenarbeit. Sie planen, Europe@School auf lokaler Ebene fortzuführen und freuen sich darauf, so vielleicht mehr junge Menschen für Europa zu begeistern.

Luisa Waschke, JEF Eichstätt
(13.11.2019)

Luisa Waschke, JEF Eichstätt

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